sichtbar, was unsichtbar gemacht worden ist

Die Wirkmächtigkeit der systematischen Auslöschung jüdischen Lebens durch das NS-Regime ist spürbar bis in die Gegenwart. Die Fassadenprojektion „Die Gothaer Synagoge lebt“ macht wieder sichtbar, was unsichtbar gemacht worden ist: die Synagoge als Teil des Gothaer Stadtbildes und „jüdische Kultur“ als lebendigen Teil der „deutschen Kultur“. Ähnlich einer Flaschenpost hat sie, unbemerkt, in unserer Alltagssprache überlebt.
Sämtliche Schulen im Landkreis Gotha wurden deshalb im Frühjahr 2021 aufgerufen, sich an dem Teil-Projekt „Vokabeln zur jüdischen Kultur“ zu beteiligen. Es galt, im Unterricht oder in Arbeitsgruppen erarbeitete Vokabel-Begriffe wie „Kaff“, „Hals- und Beinbruch“ oder „zocken“ einzureichen. Die Vokabeln stehen ab sofort zum kostenlosen Download bereit.
„Die Idee ist“, so Christoph Mauny von der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, „Erinnerungskultur, Sprachwissenschaft und Medienkunst am historischen Ort zu vereinen.“ Jene drei Bereiche verbinde ein „jeder noch so brutalen Realität trotzendes Grundprinzip“, wie der Projektleiter erläutert: „In ihnen sind die Toten nicht tot“ – und so blieben auch die Gothaer Synagoge und mit ihr die jüdische Kultur der Stadt „real“. Die Stiftung, die unter anderem die Sammlung zur Stadtgeschichte Gothas bewahrt, wolle mit der urbanen Installation zugleich „die gesellschaftliche Rolle von Museen neu denken“.