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Dieses Projekt wird kofinanziert von:

  • Thüringer Staatskanzlei

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Das "Barocke Universum Gotha" ist mehr als das Schloss. Die weltweite Einzigartigkeit dieses barocken Erbes in Gotha liegt darin, dass sich neben dem Schlossbau mit seinen Innenräumen und dem bemerkenswerten Schlosspark mit Orangerie auch alle Sammlungen seit mehr als 350 Jahren an diesem Ort erhalten haben.

Schloss Friedenstein

Ein Schlossbau mit Ausstrahlung: Friedenssymbol in einer kriegerischen Zeit

Das imposante Schloss liegt inmitten eines ausgedehnten Parks. Gemeinsam mit dem Herzoglichen Museum und der Orangerie an seinem Fuße lässt wie nur wenige andere Schlösser und Museen vergangene Jahrhunderte lebendig werden. Die vielfältigen historischen Gemächer, das barocke Ekhof-Theater und die Schlosskirche, aber auch die einzigartigen Sammlungen zu Kunst, Natur und Geschichte sind nahezu unverändert erhalten. Zeugnisse von Schönheit, Wissensdurst und Macht.

Elfenbeinerne Humpen, ein mit Diamanten besetzter Elefant oder Napoleons Hut: Wer heute durch die Säle von Schloss Friedenstein schlendert und sich vom Barock über Rokoko quer durch die Kunstkammer bis zum Klassizismus vorarbeitet, wird Zeuge einer Erfolgsgeschichte: Herausragende Exponate und prachtvolle Räume, in denen im Laufe der Zeit so einige Geistesgrößen und Feldherren ihren Tee genossen haben. Nicht nur Voltaire, Goethe oder Napoleon gingen hier ein und aus.

Doch die Geschichte von Schloss Friedenstein begann mit einem Desaster, inmitten eines noch viel größeren Desasters: Wo heute die Türme der frühbarocken Residenzanlage mächtig und nüchtern in den Gothaer Himmel ragen, wucherte Mitte des 17. Jahrhunderts das Gras über den Ruinen der alten Burg Grimmenstein. Rundherum tobte der Dreißigjährige Krieg, die Bevölkerung hungerte, die Aussichten waren düster. Die Burg war etwa 100 Jahre zuvor von Kaisertruppen geschleift worden – ein Tiefpunkt der ernestinischen Geschichte.

1643 aber läutet Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha, genannt Ernst der Fromme, ein neues Zeitalter ein: In nur zwölf Jahren lässt der protestantische Fürst das größte frühbarocke Schloss Deutschlands errichten und gibt ihm einen symbolträchtigen Namen: Friedenstein.

Dass auch eine barocke Residenz und Jahrhunderte alte Sammlungen sich im stetigen Wandel befinden, demonstrieren die aktuellen Sanierungsarbeiten und die damit einhergehende Veränderung der Präsentation von naturkundlichen und historischen Sammlungen des Friedensteins. Der Besucher muss auf diese Bereiche aber nicht verzichten, sie werden ihm auf elektronischem Wege oder in Sonderausstellungen sicht- und erfahrbar gemacht.

Herzogliches Museum

Gemälde, Korkmodell oder Lackkunst aus Japan? Die Kunstsammlungen in Gotha

Herzog Ernst der Fromme legt die Kunstkammer an und bildet damit die Keimzelle der vielfältigen Sammlungen. Seine Nachfahren, die Herzöge des Hauses Sachsen-Gotha-Altenburg und später des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha, häufen immer mehr Kunstschätze an. Denn so unterschiedlich die Bewohner des Friedenstein und ihre Interessen auch gewesen sind, eines eint die Herzöge und Herzoginnen: ihr Sammeleifer. Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren und Jüngeren, verschiedenste Graphiken, Werke von Rubens und Caspar David Friedrich oder Plastiken von Jean-Antoine Houdon finden im Laufe der Zeit eine neue Heimat in Gotha. Ein Herzog legt eine der ältesten europäischen Ägypten-Sammlungen in Gotha an, der andere holt Korkmodelle aus Italien an den Hof, und wieder ein anderer Lackkunst aus Japan. Herzog Emil August hat ein Faible für Fächer, Herzogin Luise Dorothea nicht nur eines für die Ideen der Aufklärung, sondern ebenfalls für Porzellan.

Heute wird ein Großteil der Sammlung im Herzoglichen Museum präsentiert, das Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha Ende des 19. Jahrhunderts am Fuße von Schloss Friedenstein errichten ließ: Zwischen 1864 bis 1879 wurde der prunkvolle Neubau nach Plänen des Wiener Architekten Franz Neumann gebaut. Das Gebäude hat sich bis in viele Details wie die Türklinken, den Stuck und die Fußböden bis heute in seiner ganzen sinnlichen Schönheit erhalten. Der Bau ist mit seiner prunkvollen historistischen Architektur und Innenausstattung ein architektonisches Juwel und einer der ersten reinen Museumszweckbauten Deutschlands. Die Fassade zeigt Einflüsse sowohl Gottfried Sempers (1803 – 1879) als auch der französischen Klassik. Der Säulenportikus wird von dem herzoglichen Wappen bekrönt, dem zwei Standbilder von Eduard Wolfgang (1825 – 1874) zur Seite gestellt sind, die Kunst und Wissenschaft symbolisieren. Das Thema wird auch von den beiden Skulpturen Gustav Broßmanns (1830 – 1897) im Eingangsbereich aufgegriffen. Die beiden Löwen der Außentreppe entstanden 1874 in einer Wiener Werkstatt.

Perthes-Forum

Depot und Werkstätten

Im Perthes-Forum stehen der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha 4.400 m² von insgesamt 11.000 m² als Lagerfläche für die Unterbringung ihrer vielfältigen Sammlungen zur Verfügung. So finden sich neben 53 Depoträumen, zahlreichen Büros, Technikwerkstätten, Lagerräumen auch ganze 17 Räume für die hauseigenen Restaurierungswerkstätten für Gemälde, Keramik, Textil, Metall, Zoologie und Geologie. Auch die Fotothek der Stiftung hat hier ihren Platz gefunden. Sie beherbergt rund 60.000 inventarisierte Objekte sowie einen nicht unerheblichen Bestand an bisher ungesichteten Fotografien.

Etwa 80 Prozent der Gesamtbestände sind hier magaziniert. Rund 1.150.000 Objekte umfasst der Stiftungsbestand, darunter etwa 350.000 kunstgeschichtliche Werke sowie jeweils 400.000 Objekten der naturkundlichen bzw. der kulturgeschichtlichen Sammlungen. Auch befindet sich hier der sogenannte „begehbare Kleiderschrank“ der Gothaer Museen: er beherbergt 10.000 Einzelstücke der letzten 350 Jahre Textilgeschichte. Damit beheimatet das Perthes-Forum die größte und vielseitigste Textilsammlung Thüringens.

Durch Wechselausstellungen, Leihgaben und nicht zuletzt das großangelegte Digitalisierungsprojekt wird kontinuierlich daran gearbeitet, eine größtmögliche Sammlungsvielfalt der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Bereits kurz nach Gründung der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha im Jahr 2004 wurden erste Überlegungen für ein Zentraldepot außerhalb der historischen Schlossanlage angestellt. Die Wahl fiel auf das ehemalige Verlagsgebäude Justus-Pethes, welches fortan die Sammlungen der Stiftung, des Staatsarchivs sowie die Sammlung Perthes der Forschungsbibliothek Gotha enthalten sollte. Nach mehrjähriger Bauphase wurde das Perthes-Forum schließlich 2014 eingeweiht.