Ein Relief aus Birnbaumholz und die Herausforderung(en) der Digitalisierung

Zu einer der bekanntesten Kunstkammer-Arbeiten in Gotha zählt die Darstellung des Sündenfalls des Meisters „IP“, deren Herstellung in das Jahr 1525 datiert wird. Das virtuos geschnitzte Relief aus Birnbaumholz thematisiert die Geschichte des ersten Menschenpaares. In der wilden, üppig bepflanzten Berglandschaft sind neben Adam und Eva zahlreiche Tiere zu erkennen, die dabei durchaus symbolische Kraft haben: So verkörpert der Elch das melancholische, der Hase das sanguinische, die Katze das cholerische und der Ochse das phlegmatische Element.
Das Relief bietet zahlreiche Möglichkeiten der Interpretation und wird zu einem Rätsel, das der Betrachter aufzuschlüsseln hat. Über die Virtuosität des kunsthandwerklichen Arbeit hinaus verkörpert das Relief somit auch ein geistreiches Gedankenspiel, an dem der Betrachter der Renaissance viel Freude hatte: es sprach nicht nur seinen Kunstsinn an, sondern bot ihm die Möglichkeit, bei der Entschlüsselung auch seine Bildung und Gelehrsamkeit unter Beweis zu stellen.